Was passiert bei einem Einsatz eigentlich genau? Wie würde es mir ergehen, wenn ich selbst einmal in eine lebensbedrohliche Situation käme? Foto: D. Möller / DRK e.V.
RettungsablaufRettungsablauf

Wie funktioniert das? Der Rettungsablauf.

Kennen Sie die Situation? Sie sind im Auto unterwegs, auf einmal hören Sie ein immer lauter werdendes Martinshorn. Der Anblick eines Rettungswagens mit Blaulicht bereitet ein mulmiges Gefühl: „Hoffentlich fährt er nicht zu mir nach Hause!“

Was passiert bei einem Einsatz eigentlich genau? Wie würde es mir ergehen, wenn ich selbst einmal in eine lebensbedrohliche Situation käme?

Im folgenden möchten wir Ihnen die Abläufe eines Rettungsdiensteinsatzes näher bringen.

Organisation

Im Rettungsdienst werden Krankentransportwagen [KTW], Rettungswagen [RTW], Notarzteinsatzfahrzeuge [NEF] und Rettungshubschrauber [RTH] eingesetzt. Die Hilfsfrist besagt, dass der Rettungsdienst innerhalb von zehn, maximal fünfzehn Minuten nach Eingang des Notrufes beim Patienten sein muss. Die Erstversorgung am Einsatzort erfolgt durch das Zusammenspiel von Rettungsassistenten (oder Notfallsanitätern) und dem Notarzt. 

Das mag sich alles sehr professionell und gut organisiert anhören, jedoch die eigentliche Frage: wie ist das tatsächlich vor Ort, was empfindet der Patient?  - Das alles bleibt irgendwie unscharf, nicht fassbar.

 

 

Deswegen möchten wir versuchen Ihnen diese schwer zu greifenden Details nahe zu bringen. Hierfür wollen wir Ihnen den Ablauf eines beispielhaften Rettungsdiensteinsatzes vor Augen führen.

Es geht los

An einem wunderschönen Wintertag - blauer Himmel, klare Luft  - unser fiktiver Patient Max Mustermann sitzt am Schreibtisch, arbeite. So könnte sein Tag bisher gelaufen sein. Vielleicht fühlte er sich bereits am Morgen schon etwas matt, hatte ein Ziehen irgendwo da zwischen den Rippen, vielleicht auch im Arm gespürt. Er schiebt jedoch die Beschwerden beiseite, musste seine Termine erledigen, beachtete die feinen Signale nicht. 

Später dann, zu Hause am Schreibtisch, steigert sich der Schmerz, wird massiv, er ist auf etwas Derartiges überhaupt nicht vorbereitet, gerät in Panik, kann nicht richtig atmen, kommt sich unendlich ausgeliefert und hilflos vor. Er fühlt nur diesen wahnsinnigen Schmerz hinter seinem Brustbein. Herzinfarktpatienten haben in dieser Situation Todesangst.

Notruf

Seine Lebensgefährtin bemerkt, dass er in akuter Gefahr ist. Sie ist diejenige, die Hilfe holen muss. Sie ruft den Rettungsdienst an: 112 und bleibt zur Beruhigung in meiner Nähe. Er bekommt mit, wie sie die notwendigen Angaben durchgibt: Adresse, Name; die Daten über ihn, den Patienten, werden durch das präzise Nachfragen der Leitstelle klarer. Seine Freundin gibt Auskunft darüber, seit wann er in diesem Zustand ist, ob er ansprechbar ist, wo und was die Beschwerden genau sind. „Ja, ich bleibe bei meinem Freund und beruhige ihn; das Telefon ist in meiner Reichweite.“ Mit diesen Worten beendet sie den Notruf.

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Leitstelle

Auf der Leitstelle geschieht folgendes: Schon während der Notruf geführt wird, sucht der Computer die zuständige, also die nächstgelegene Rettungswache heraus. Dorthin setzt der Mitarbeiter der Leitstelle die Meldung über den Notruf ab. Über einen Funkmeldeempfänger [FME], den „Piepser“, empfängt die Rettungswache die nur zwei Informationen umfassende Durchsage: Neben dem Einsatzort, wird ein Alarmstichwort genannt, das den Mitarbeitern des Rettungsdienstes den entsprechenden Hinweis auf den Notfall gibt. 

Dieses Stichwort entscheidet auch darüber, ob die Leitstelle gleichzeitig den Notarzt, der mit dem NEF seinen Standort am Krankenhaus hat, zu dem Notfall schickt. In diesem Fall, also akuter Brustschmerz, sind der Rettungswagen und das Notarzteinsatzfahrzeug einzusetzen.

Ankunft

Die Besatzung des Rettungswagen trifft an der Einsatzstelle ein. Bei sich tragen sie ihre medizinische Ausstattung und Geräte. Noch während sie sich vorstellen, beginnen Sie schon mit den notwendigen Maßnahmen: um den rechten Oberarm kommt die Manschette, um den Blutdruck zu überprüfen; an den rechten Finger wird ein Clip geklemmt, eine elektronische Vorrichtung, um den Sättigungsgehalt des Sauerstoffs im Blut zu kontrollieren; um die Atemnot zu verringern, wird dem Patient eine „Sauerstoffbrille“ angelegt. Das ist ein kleiner Schlauch, der die Luft direkt in die Nase leitet. Daraufhin werden am Arm, am Bein, um die Herzgegend mehrere kleine Pads aufgeklebt. Diese sind für die Verkabelung mit dem EKG, welches die Herzaktivität anzeigt.

Die Notärztin

Daraufhin trifft die Notärztin mit einem weiteren Rettungsassistenten ein. Die Notärztin stellt sich vor und fragt, den Patienten wie er sich fühle, sie will ihn beruhigen, verspricht, dass es ihm gleich besser gehen wird. Erklärt, dass er vermutlich einen Herzinfarkt hat, und sie ihm jetzt Medikamente gegen den Schmerz, die Angst und für sein Herz geben wird. Dafür wird sie ihm einen venösen Zugang legen. 

Erstversorgung

Währenddessen ist der Patient längst vollständig verkabelt, und das EKG nimmt die Herzaktivität auf. Auf dem Monitor sind Ausschläge zu sehen, gleichzeitig schiebt sich schon der Papierstreifen mit den Aufzeichnungen aus dem Gerät.

Am linken Oberarm wird ein Gurt festgezurrt, um so den Zugang zur Vene vorzubereiten. Währenddessen bereitet ein Rettungsassistent die Medikamente vor. Legt eine Spritze mit Nadel, das Medikament einen Tupfer und eine Infusion bereit. Daraufhin zieht er das Medikament mit der Nadel in die Spritze auf. Nachdem die Notärztin den Zugang zur Vene gelegt hat, eine Injektion verabreicht und den Zugang gut in der Armbeuge festgeklebt hat, erhält die Lebensgefährtin, die die ganze Zeit über beschützend hinter dem Patienten steht, die Aufgabe, die Tropfflasche schön senkrecht zu halten.

Transport

Daraufhin wird die Trage aus dem RTW geholt. Vier Leute stehen um den Patienten, acht Hände umfassen und heben ihn vom Stuhl auf die Trage. „Eins, zwei, drei!“, hat das Kommando gelautet und schon liegt er darauf, wird zugedeckt, bekommt die Tropfflasche in die Hand; die Sauerstoffflasche liegt an meinen Beinen. Einer der Rettungsassistenten trägt das EKG; denn der Patient ist ja nach wie vor an das Gerät angeschlossen. Der Patient wird auf der Trage festgeschnallt denn wie im Auto herrscht Anschnallpflicht, das gilt auch für den Rettungswagen.

Notwendige Unterlagen

Die Lebensgefährtin händigt der Mannschaft die notwendigen Papiere aus. Denn der Patient muss ja im Krankenhaus nicht nur behandelt, sondern auch verwaltet werden. Da sind der Personalausweis bzw. die Versichertenkarte notwendig.

Im Rettungswagen

Der Rettungswagen steht wirklich unmittelbar vor der Haustür, im Vorgarten sozusagen. Mit dem Kopf voran geht es in die Schräglage und dann nach oben: die Trage wird mit Hilfe eines kleinen Lifts in den Wagen gehoben und arretiert. Das letzte Blau wird mit dem Zuschlagen der Türen ausgesperrt. Jetzt ist alles weiß um den Patienten, klinisch weiß. 

Abfahrt

Der Rettungswagen springt an. Die Notärztin, setzt sich zum Patienten, der Rettungsassistent rutscht einen Platz weiter, beide schnallen sich an. Die Fahrt beginnt. Währenddessen füllt die Ärztin das Rettungsdienstprotokoll aus. 

Ankunft

Das Fahrzeug nimmt eine große Rechtskurve; der Rettungswagen erreicht das Krankenhaus. Es wird dunkler, als er unter das Dach gelangen und der Wagen stoppt. Die Türen öffnen sich, der Patient blickt direkt in die Notaufnahme des Krankenhauses. Er kommt gleich aufgrund seines Krankheitsbildes in den Schockraum. Dort wird er schon von dem Behandlungsteam erwartet und in deren Obhut übergeben.

Wir hoffen, dass wir Ihnen damit einen kleinen Überblick über den Ablauf eines Rettungsdiensteinsatzes geben konnten.

Sollten Sie noch weitere Fragen zu unserer Arbeit haben, können sie uns jederzeit kontaktieren